Der Kammmolch liebt sonnige, naturnahe Stillgewässer mit vielen Pflanzen als Versteckmöglichkeiten. Dieses Jahr untersuchte die ÖNSOW diese Lebensräume entlang der Emmer auf Vorkommen des heimlichen Teichbewohners. Dabei wurden überraschend sage und schreibe über 180 Tiere in einem einzelnen Teich in der Emmeraue entdeckt: eine ausgesprochen große Population.
Für die Untersuchung der Molchvorkommen eines Stillgewässers kommen Reusen zum Einsatz, insbesondere die sog. Schirmreusen. Im Flachwasser werden sie auf den Gewässergrund gelegt und verbleiben dort bis zum nächsten Morgen. In tieferen Gewässern können selbstgebaute Beutelboxreusen zum Einsatz kommen. Bei der Leerung am Morgen werden die gefangenen Tiere gezählt und ihr Geschlecht bestimmt, bevor sie zurück in ihren Teich gesetzt werden. Die großen Kammmolche müssen vorher noch eine Vermessung und ein Foto ihrer individuellen Bauchseite über sich ergehen lassen. Um die Verbreitung von Krankheitserregern zu vermeiden, tragen wir bei allen Arbeiten Handschuhe. Gummistiefel, Reusen und Eimer werden nach jedem Einsatz gründlich desinfiziert.
Im Anschluss an die Untersuchung wurden in den bekannten Kammmolchhabitaten verschiedene Pflegemaßnahmen umgesetzt, um die Lebensbedingungen unserer größten einheimischen Molchart zu verbessern. Weiterlesen...
22.06.2023 - Wer an den langgestreckten Höhenzug des Iths an der Grenze der Landkreise Hameln-Pyrmont, Holzminden und Hildesheim denkt, sieht malerische Ausblicke von schroffen Felsen, das weite Meer von Bärlauch im Frühling und ausgedehnte Buchenwälder vor sich.
Doch das sind nicht die einzigen Naturschätze, welche die Wälder des Iths beherbergen. Die Mitarbeitenden der ÖNSOW haben sich in diesem Jahr auf die Suche nach einem heimlichen Bewohner des NATURA 2000-Schutzgebiets begeben – dem Kammmolch (Triturus cristatus).
Diese größte unter den heimischen Molcharten ist bekannt für die auffälligen Rückenkämme der Männchen, welche nicht nur die Weibchen zu beeindrucken vermögen. Der Kammmolch lebt in sonnigen, möglichst fischfreien Stillgewässern mit reichlich Unterwasservegetation und Versteckmöglichkeiten. Durch Schadstoffeinträge und Zerschneidung seiner Wanderrouten vom Landlebensraum zum Fortpflanzungsgewässer ist der prächtige Schwanzlurch leider zunehmend bedroht.
Doch im Ith soll es ihn noch geben, so berichtete es die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Holzminden. Über die genaue Verbreitung und die Größe der Population ist leider wenig bekannt. Und so hat sich die ÖNSOW auf Spurensuche begeben und an vielversprechenden Stillgewässern am Rande des Iths Reusen ausgelegt. Mit Erfolg! Neben zwei bereits bekannten Vorkommen wurde ein weiteres Kammmolch-Eldorado entdeckt, in dem sich die eindrucksvollen Molche mit ihren gelb leuchtenden Bäuchen scheinbar pudelwohl fühlen.
Eine wichtige Erkenntnis, denn mit diesem neuen Wissen können nun Pflegemaßnahmen eingeleitet werden, um den Lebensraum der Molche aufzuwerten. Denn zunehmende Beschattung und Wassermangel könnten die Qualität des Gewässers beeinträchtigen. Außerdem warten noch weitere geeignete Stillgewässer im Ith auf ihre Untersuchung auf Kammmolchbesiedlung.
Das seltene Amphibium wird das Team der ÖNSOW also noch einige Zeit begleiten und hoffentlich für weitere erfreute Ausrufe beim Heben der Reusen sorgen!
Bundesamt für Naturschutz (BfN) & Bund-Länder-Arbeitskreis (BLAK) FFH-Monitoring und Berichtspflicht (2017): Bewertungsschemata für die Bewertung des Erhaltungsgrades von Arten und Lebensraumtypen als Grundlage für ein bundesweites FFH-Monitoring. Teil I: Arten nach Anhang II und IV der FFH-Richtlinie (mit Ausnahme der marinen Säugetiere). BfN-Skripten 480. Link
Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) (2011): Vollzugshinweise zum Schutz von Amphibien- und Reptilienarten in Niedersachsen – Kammmolch (Triturus cristatus). Niedersächsische Strategie zum Arten- und Biotopschutz. Stand November 2011. Downloadlink