Am Krähenberg bei Lauenstein finden Fledermäuse seit März 2025 zahlreiche Quartiere in neu geschaffenen Kastenrevieren
In bewirtschafteten Wäldern ist für alte Bäume mit Spalten und Höhlen oft wenig Platz. Diese zu erhalten war das Ziel des Landkreises Hameln-Pyrmont, als dieser zahlreiche alte und knorrige Eichen und Buchen rund um den Krähenberg bei Lauenstein erwarb. Diese dürfen nun nicht mehr gefällt werden und werden über die Zeit hoffentlich zu Hot Spots der Artenvielfalt voller Habitate für Spechte, Pilze, Käfer und Co.
In Spalten und Höhlen fühlen sich auch viele Fledermausarten wohl. Zu diesen gehört die Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii), die im Sommer vor allem in Baumhöhlen lebt und dabei auf eine möglichst große Zahl unterschiedlicher Quartiere angewiesen ist. Um die Waldbereiche bei Lauenstein für Fledermäuse aufzuwerten, hat die ÖNSOW zwei sog. Kastenreviere angelegt. Hierbei werden möglichst verschiedene Bauweisen von Fledermauskästen in Gruppen nah beieinander aufgehängt. Unterschiedliche Himmelsrichtungen ermöglichen es den Fledermäusen je nach Sonnenstand und Witterung für sie optimal geeignete Tageseinstände zu wählen. Insgesamt 18 Kästen hängen nun an den Bäumen des Landkreises und warten auf erste Fledermäuse, die sie inspizieren. Die Kastenreviere dienen nicht nur der Aufwertung der Waldbereiche für Fledermäuse, sondern sind auch eine praktische Nachweismethode für die heimliche Bechsteinfledermaus. Bei akustischen Erfassungen ist sie von nah verwandten Mausohren kaum zu unterscheiden. Nadine Küster, Fledermauskundlerin der ÖNSOW, hofft, auf diesem Wege in den nächsten Jahren endlich einen gesicherten Nachweis der seltenen Bechsteinfledermaus zu erbringen.
Für die Wahl der Fledermauskästen ist ausschlaggebend, welchen Arten sie dienen sollen und dass sie selbstreinigend sind. Andernfalls müssen alle Kästen zusätzlich zur Besatzkontrolle im Sommer auch im Winter aufgesucht und gereinigt werden. Wird dies vernachlässigt, können die Kästen schnell unbrauchbar bis schädlich für ihre Bewohner werden.
Die ausgedehnten Buchenwälder des Weserberglands sind nicht nur für Wanderer, Klettersportlerinnen und Naturliebhaber ein beliebtes Ziel, auch für heimische Fledermäuse bieten die zahlreichen Baumhöhlen und Felsspalten wertvolle Quartiere. In offenen Hallenbuchenwäldern machen die nächtlichen Flugkünstler Jagd auf Insekten, in Felshöhlen suchen sie sich frostgeschützte Winterquartiere.
Allzu viel ist über das heimliche Leben der Fledermäuse vor allem im Ith noch nicht bekannt. Nadine Küster, wissenschaftliche Mitarbeiterin der ÖNSOW, arbeitet daran, dies zu ändern.
Besonders im Fokus steht dabei das Große Mausohr (Myotis myotis). Die Wochenstuben, in denen die Weibchen im Sommer ihren Nachwuchs aufziehen, liegen in Gebäuden, zum Beispiel im Dachstuhl von Kirchen. Auf die Jagd gehen die Tiere jedoch in hallenartigen Wäldern mit spärlicher Krautschicht, in denen sie ihre Beute, vor allem Laufkäfer, vom Laub absammeln. Hierbei werden sie von Nadine Küster mit geschickt platzierten Aufnahmegeräten, den sogenannten Audiomotten, sowie mit klassischen Batdetektoren abgehört. Die für Menschen nicht wahrnehmbaren Ultraschallrufe der Fledermäuse können am Computer graphisch dargestellt und hörbar gemacht werden. Ein Großteil der 25 in Deutschland heimischen Fledermausarten lässt sich so bis auf Artniveau bestimmen.
Im Winter ziehen sich viele heimische Fledermausarten in Felsspalten und -höhlen zurück, um den kalten Temperaturen zu entkommen. Eine Störung in dieser sensiblen Zeit kann für die pelzigen Flugsäuger tödlich enden, sodass dem Schutz und der Erhaltung von Winterquartieren eine große Bedeutung beikommen. Nadine Küster beschäftigt sich im Herbst daher neben der akustischen Erfassung auch näher mit möglichen Winterquartieren an den Marienauer und Bremker Klippen sowie in einer Höhle im nördlichen Landkreis Holzminden. Im Herbst vor den Spalten und Höhleneingängen schwärmende Fledermäuse deuten auf besetzte Winterquartiere hin und unterstreichen die Bedeutung von baulichen Sicherungen an Höhlen und des Kletterverzichts in Felsspalten im Winter.
Durch Zerschneidung der Flugrouten zwischen Tag- und Nachtlebensraum sind die Tiere besonders gefährdet. Neben dem Nachweis in ihren Jagdhabitaten und den Ausflugszählungen an den Wochenstuben sollte zukünftig auch die offene Landschaft verstärkt in den Blick genommen werden.